Der Weg zu diesem größten Erfolg der Vereinsgeschichte war ein sehr lange und sehr steiniger! Nicht nur wegen der Länge des Bewerbes der ja über 24h ging, vorallem wegen der vielen Probleme, die unser Team hatte!

Akribisch vorbereitet gingen unser Quartett (Kny, Gindlhumer, Bart, Schmidthaler) in den 24 Lauf in Irdning, der heuer nach 2012 erneut die österreichischen Ultralauf Meisterschaften durchführte! Jeder hat sich auf seine Art und Weise vorbereit und auch unterschiedliche Ziele. Das vorrangige Ziel aus Vereinssicht war klar. Mindestens drei der vier sollten die 160km Marke übertreffen um die Mannschaftswertung der ÖM die Mindestnorm zu erfüllen! 

Für Andi und Gerald war es eine 24h Lauf Premiere, für Ernst und vor allem Georg sind solche Bewerbe fast schon Routine, wenn man bei einem 24h Lauf davon sprechen kann!

Ich war schon am Freitag vor Ort um unser Lager aufzubauen und die neue Strecke zu erkunden! Am Samstag Bormittag trafen auch die Kollegen ein um sich ordentlich vorzubereiten. Da ich am Nachmittag nochmals kurz weg musste überließ ich Kevin für die ersten 5h die Betreuung, er machte dies übrigens hervorragend!

Das Wetter war am Samstag Nachmittag sehr warm und so hieß es gleich zu Beginn, nicht zu viel aufs Tempo zu drücken um Kräfte für die lange Nacht und den Sonntag zu sparen!

Als ich so gegen 19 Uhr auf das Renngelände zurück kam, verschaffte ich mir mal einen Überblick wie unsere Leute so in das Rennen gestartet waren. Gerald und Georg waren vorne weg und machten einen lockeren Eindruck. Andreas war gemeinsam mit Dominik Pacher unterwegs und hatte somit einen erfahrenen Begleiter, der ihm wertvolle Hilfe leistete. Einzig Ernst war mit seiner Lage nicht zufrieden. Bereits nach drei Stunden musste er seine Schuhe wechseln weil er Schmerzen an der Fußinnenseite verspürte. Doch auch das neue Schuhmaterial brachte nur kurzzeitig Besserung. Nach acht Stunden, also 22 Uhr abends, war kein Laufen mehr möglich und Ernst begann zu gehen.

Also gut, Ernst konnte nicht mehr laufen, aber er hatte eigentlich genug Vorsprung auf die 160km Marschtabelle, so dass auch mit flottem Gehen noch alles möglich war. Doch die Probleme von Ernst waren nicht die einzigen in dieser Nacht!

Um 11 Uhr starteten die 12h Läufer, darunter auch die drei Laufwunder Margit, Fritz und Christian. Alle drei hatten keinen guten Start ins Rennen. Christian legte zwar zu Beginn gleich ganz flott los, hatte aber Probleme mit dieser Tageszeit, zu der jeder normale Mensch normalerweise schläft. Er musste sich nach 3h30min, also um halb drei Uhr nachts schlafen legen und eine längere Pause einlegen.

Noch schlimmer erwischte es die Kratochwill´s! Sie kamen nie richtig ins Rennen und Fritz hatte auch noch schmerzen am Fuß! So beendeten sie nach 3h 25min. mit nur 25,5km ihren Auftritt und machten sich schwer enttäuscht noch in der Nacht auf den Heimweg!

Zumindest Christian konnte nach seiner fast zweistündigen Schlafpause wieder ins Rennen finden!

Derweil gingen die Probleme auch bei den 24h Einzelläufern weiter. Ernst hatte beim Gehen so große Schmerzen, dass er mit Trauma Salbe versuchte diese los zu werden. Als auch das nichts mehr half, wollte er nach 11h sein Rennen beenden. Doch zum Glück nahm er meinen Vorschlag an, es mit einem Tape Verband zu versuchen. Ich hab zwar noch nie in meinem Leben einen derartigen Verband angelegt, aber es am eigenen Leib schon mal erlebt und versuchte dies nachzumachen. So schickte ich Ernst wieder ins Rennen mit der Hoffnung, dass es funktioniert. Als er nach der ersten Runde wieder zurückkam und ich den „Daumen hoch“ sah, war ich erleichtert und Ernst konnte zumindest gehend sein Rennen fortsetzen. Ich errechnete für ihn die notwendigen Rundenzeiten, die er für die Meisterschaftsnorm von 160km benötigte und er konnte diese Zeiten eigentlich deutlich unterbieten, also weiter ging es für ihn, aber auch mit den Problemen!

Gerald Kny musste kurz nach Rennhälfte mit großem Schmerzen an der Fuß Außenseite eine Pause einlegen. Zu diesem Zeitpunkt war er unser heißestes Eisen und hatte bereits 105km zurückgelegt. Mit großer Überredungskunst schaffte ich es, ihn nach fast einer Stunde wieder auf die Strecke zu bringen, doch viel Hoffnung hatte ich nicht, als ich sah, wie er humpelnd die ersten paar Meter zurücklegte. Doch auch er überraschte mich, als er im Laufschritt nach seiner Runde wieder bei uns vorbei kam.

Die Hoffnung wurde somit wieder etwas größer, da vor allem Georg und auch Andi weiterhin Problemlos unterwegs waren und auch die anderen beiden zumindest wieder auf der Strecke waren. Georg hatte sich mittlerweile in seiner Altersklasse auf den tollen zweiten Platz vorgearbeitet und lag somit in der Masters-Einzelwertung der ÖM auf Medaillenkurs!

Um kurz nach 5 Uhr früh ging die Sonne auf in Irdning! Ernst merkte das er seine Zielzeiten nicht mehr halten konnte und legte sich schlafen. Somit waren nur noch drei Laufwunder unterwegs und alle drei mussten dies auch bleiben um noch eine Chance auf die Mannschaftswertung zu haben, dachte ich!

Kaum hatte ich diesen Gedanken fertig gedacht, kam Gerald Kny mit schmerzverzehrten Gesicht daher! Genau der gleiche Schmerz wie vor drei Stunden doch diesmal noch viel heftiger! Ich dachte vielleicht kann ich ihm helfen, doch als er seine Schuhe und seine Socken auszog und ich die Verletzung seiner kleinen Zehe sah, war mir klar das dies nur ein Sanitäter machen kann! Ich lief zum Stützpunkt des Roten Kreuzes und holte Hilfe. Mit Blaulicht fuhren wir entlang der Strecke zu Gerald. Doch auch die Sani´s konnten nichts für ihn tun und nahmen ihn mit zur Erstversorgungsstelle.

Ernst wachte durch diesen „Rummel“ auf und als er sah das Gerald nicht mehr weiterlaufen wird können, schnappte er spontan seine Laufschuhe und machte sich wieder auf die Strecke!

Ich begleitete Gerald zur Erstversorgung und als der Arzt sich die Sache genauer ansah und meinte, „Wenn ihm seine Zehen lieb sind, sollte er so schnell keine Laufschuhe mehr anziehen!“, war mit klar, dass die Mannschaftswertung kein Thema mehr ist für uns. Ich war schon sehr enttäuscht, hoffte aber im gleichen Moment, dass es mir Gerald nicht übel nimmt, als ich ihn in der Nacht trotz dieser Verletzung nochmals auf die Strecke schickte! Als Betreuer ist man hier auf einem sehr schmalen Grat unterwegs! Einerseits will man Erfolge feiern, andererseits soll dies aber nicht auf die Gesundheit der Läufer geschehen.

Mit einem dicken Verband am Fuß begleitet ich Gerald zurück zu unserem Platz. Dort angekommen, die nächste Hiobsbotschaft. Andi war auch mit den Kräften am Ende und konnte nur noch langsam gehen! Sein Begleiter Dominik Pacher hatte derweilen schon die Heimreise angetreten!

Georg war immer noch super unterwegs und hat in seiner Klasse mittlerweile den zweiten Platz fix einzementiert! Andi machte gehend ordentliche Zeiten und dürfte so auch die 24h schaffen.

Was war mit Ernst? Motiviert durch die Verletzung von Gerald und vor allem für unser Team stapfte er Runde für Runde dahin. Doch leider waren seine Zeiten zu langsam. Ich errechnete die neue Zielzeit, doch diese war um gut 30-45 Sekunden schneller pro Runde als Ernst derzeit unterwegs war. Noch dazu müsste er dieses Tempo dann auch noch sieben Stunden lang durchhalten, ohne längere Pausen! Die Chance das zu schaffen, war gleich Null, noch dazu wurde es immer wärmer und für die Mittagsstunden waren über 30°C voraus gesagt!

Zum Glück war unser 12h Läufer Christian noch im Bewerb! Er machte mit Ernst gemeinsame Sache und so konnten sie die Rundenzeiten wieder herunter drücken.

Doch Christian hatte um 11 Uhr Zielschluss und so waren für Ernst noch drei weitere Stunden bei enormer Hitze zu bewältigen! Übrigens schaffte Christian im 12h Lauf unerwartet doch noch Platz neun mit 82,5km. In Anbetracht seiner Renneinteilung mit zwei Stunden schlaf dazwischen eine ordentliche Leistung!

Mittlerweile hatte auch Andi mit der Hitze schwer zu kämpfen. Er lag zwar noch vier Runden vor Ernst, war aber auch deutlich langsamer unterwegs! Einzig Georg schien dies alles nichts anzuhaben und lief wie aufgezogen!

Am Vormittag bekam ich Unterstützung durch meine Mutter Elisabeth und Franz, die ebenfalls nach Irdning gekommen waren um unsere Läufer zu unterstützen! Auch Kevin half toll mit unseren Ernst bei Laune zu halten um irgendwie das Unmögliche möglich zu machen!

Obwohl Ernst die Hitze hasste schaffte er es irgendwie seine Rundenzeiten konstant zu halten! Immer wieder meinte er es geht nicht mehr doch wir versuchten  ihm positiv zuzureden. Mehrmals musste er seine Beine mit Schmerzstillenden Salben einreiben, da ihm einfach jeder Schritt höllisch weh tat. Trotzdem schaffte er Kilometer um Kilometer.

Mit jeder Runde die Ernst und Andi zurücklegten wurde die Hoffnung größer, dass es sich doch noch irgendwie ausgehen könnte. Georg war mittlerweile über der 160km Marke und hatte als neues Ziel seine persönliche Bestmarke (175km) aus dem Vorjahr zu verbessern!

Zwei Stunden vor dem Ende fehlten Ernst noch 12km, Andi benötigte nur noch 8,5km! Normalerweise für die beiden ein Klacks, doch unter diesen Voraussetzungen eine Tortur sondergleichen. Aber sie kämpften weiter…nur noch eine Stunde, Andi wurde immer langsamer, aber er hatte genug Polster. Ernst hatte den Druck nicht langsamer werden zu dürfen, aber er hatte irgendwo noch die Kraft sogar schneller zu werden. Nur noch vier, drei, zwei Runden und dann endlich die langersehnte letzte Runde. Falls keiner mehr umkippt haben die beiden es tatsächlich geschafft!

Dann endlich die Schlußsirene, von uns hat sie keiner so recht wahrgenommen, waren doch alle drei Einzelläufer Georg, Andi und Ernst bei unserem Platz unter tosendem Applaus zusammengekommen um den Erfolg zu feiern!

Auch wir Betreuer hatten Tränen in den Augen, denn keiner hatte mehr damit gerechnet, das unsere Burschen das noch schaffen! Einfach Weltklasse, dieser Kampfgeist und dieser Wille!

Sehr Stolz über das geleistete machten wir uns auf den Weg zur Siegerehrung! Zuerst wurden die 12h Läufer, 4er- & MEGA Staffeln geehrt, bevor es für uns zum ersten Mal ernst wurde und Georg für seinen zweiten Platz in der M50 mit 180,5km geehrt wurde! Dies bedeutete eine tolle neue persönliche Bestleistung und erstmals über 180km!

Danach folgte die Ehrung der österreichischen Meisterschaft, wo es erstmals auch in den Masters Klassen um Medaillen ging! Auch hier wurde Georg Schmidthaler aufgerufen um seine Silbermedaille für Platz zwei in der Masters 50 Wertung in Empfang zu nehmen. Dazu wurde die Bundeshymne eingespielt, ein toller Moment für Georg!

Den Abschluss bildete die Ehrung der österreichischen Mannschaftsmeister! Es gewann der LCA Hochschwab vor den Freunden des Laufsports und an dritter Stelle unser Team von Laufwunder Steyr! Ein großer Moment für unseren kleinen Verein, wahrscheinlich sogar der Größte bisher! Zwei Medaillen bei einer Österreichischen Meisterschaft sind einfach nur genial!

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Bedanken die uns diesen Moment ermöglicht haben!

Ganz vorne natürlich die Läufer selbst, aber nicht nur diejenigen die gewonnen haben, sondern auch Gerald, der leider keine ÖM Medaille mitnehmen durfte, aber ein wertvoller Teil dieses Teams war und nach heutiger Info schon wieder auf einem guten Weg der Besserung ist!

Aber auch Christian, der während seines Laufs schon helfend zur Seite stand und auch nach seinem Zieleinlauf unsere Jungs weiter unterstützte!

Dazu noch Kevin, der am Samstag Nachmittag alleine die Betreuung übernahm und am Sonntag Ernst über acht Runden lang unterstützte und auch Franz und Elisabeth die extra Sonntag früh nach Irdning kamen.

Ich bin Stolz darauf einem so tollen Team geholfen zu haben!

DANKE! DANKE! DANKE!

Viele Fotos findest du in unserer Google+ Galerie!

Alle Ergebnisse findest du hier